Fotosafari

Der Safaribus, der sich durch die Abendsonne der afrikanischen Savanne bewegt, ist voll besetzt, und die Touristen - allesamt mit Fotoapparaten und Videokameras ausgerüstet - machen aufgeregt ihre Fotos, damit ihnen nur ja kein Motiv entgeht. Nur ein Mann sitzt still auf seinem Platz und schaut aus dem Fenster. Da hält sein Sitznachbar inne und fragt: "Warum machen Sie keine Fotos, finden Sie das denn gar nicht beeindruckend?" Und der Mann antwortet: "Doch, sehr, aber ich schaue es mir lieber direkt hier an."

Heute können wir mit Kameras, Mobiltelefonen und Tablets jederzeit Fotos machen und im gleichen Moment bei Instagram, Facebook oder Twitter mit anderen teilen. Doch gibt es auch nur ein einziges Foto, das wirklich die Größe vermittelt, die der Grand Canyon zu unseren Füßen hat? Oder welches das Gefühl beim Anblick eines Sonnenuntergangs am Meer oder des Vollmonds am Abendhimmel einfängt?

Während wir versuchen die besonderen Momente für später zu konservieren und anderen davon berichten, verpassen wir die wahre Größe des Augenblicks. Wir limitieren das Erleben von vorneherein auf das Format der Kamera und fangen nur Mittelmäßigkeit ein, die wir uns aufgrund der nachrückenden Bilderfülle ohnehin kaum nochmals ansehen werden.

Besondere Momente müssen einmalig sein. Wären Sie speicher- und abrufbar, wären sie nicht besonders sondern alltäglich. Und solche einmaligen Augenblicke erleben wir nur, wenn wir uns mit 100% unserer Aufmerksamkeit darauf einlassen, ohne die Ablenkung durch eine Kamera. Dafür erleben wir dann eine Intensität, an die wir uns auch Jahre später noch - ganz ohne Foto - gut erinnern und daran erfreuen können.

Glück verdoppelt sich indem man es teilt, und nicht, indem man es mitteilt.

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